Expertise rund ums Rad im Betrieb verankern

17. Juli 2023

Arbeitnehmer mit Fahrrad vor Unternehmen

Eine betriebliche Radverkehrskoordination ist ein wichtiges Kriterium zur Erlangung der Zertifizierung „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ © Corinna Spitzbarth | HMWVW

Ihr Unternehmen ist bereits in der Radmobilität engagiert und legt großen Wert darauf, die Mitarbeitenden beim Thema mitzunehmen? Dann ist es optimal, dieses Engagement durch die Vergabe einer internen Rolle noch zu stärken. Wer einzelne Mitarbeitende zur Radverkehrskoordinatorin und -koordinator ernennt, bringt damit die betriebliche Radmobilität im eigenen Unternehmen effizient und zielgerichtet voran.

Aber was machen eigentlich betriebliche Radverkehrskoordinatorinnen und -koordinatoren und wer eignet sich am besten für diese Position? Wir bringen Licht ins Dunkel:

Zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund ums Rad

Radverkehrsbeauftrage sind vor allem aus Kommunen bekannt: Hier kümmern sie sich um alles, was vor Ort gebraucht wird, um den Radverkehr zu unterstützen und sind vor allem auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger. Aber nicht nur im kommunalen Kontext ist es hilfreich, zentrale Ansprechpersonen für dieses Thema zu benennen: Auch Unternehmen können mit der Einführung einer koordinierenden Rolle den Trend nutzen!

Ihre Mitarbeitenden fragen sich, welche Möglichkeiten sie im Unternehmen rund um die betriebliche Radmobilität anbieten? Die Mobilitäts- oder Radverkehrskoordinatorin weiß Bescheid: Egal, ob es um das Dienstradleasing, Versicherungsfragen oder die Zusammenhänge einer Dienstradnutzung mit dem Gehalt geht. Welche Wege führen für Radelnde am besten vom eigenen Zuhause zur Arbeitsstätte? Der oder die Radverkehrsbeauftragte findet es gemeinsam mit den Mitarbeitenden heraus und unterstützt in der Planung.

Welche Defizite bestehen im Unternehmen rund um die Radnutzung und welche Wünsche haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um das Rad zukünftig noch besser im Berufsalltag integrieren zu können? Die Radverkehrskoordinatoren behalten Herausforderungen, Chancen und ungenutzte Potentiale auf dem Schirm und haben immer ein offenes Ohr für die Ideen und Fragen der Belegschaft.

Welche Aufgaben hat die Radverkehrskoordination?

Die Mobilitäts- bzw. Radverkehrskoordination bündelt idealerweise alle Informationen zur Mobilität und zum Radverkehr. Er oder sie ist für die Beschäftigten die zentrale Anlaufstelle für spezifische Mobilitätsfragen und sollte folgende Aufgabengebiete abdecken:

  1. Mobilitätsstrategie (mit) ausarbeiten und gemeinsam im Betrieb festlegen
  2. Leitziel zur Erhöhung des Radverkehrsanteils im Betrieb formulieren und vereinbaren
  3. Prüfen möglicher Förderausschreibungen im Bereich Radverkehr
  4. Regelmäßige Information zu mobilitätsrelevanten Themen an alle Beschäftigten


Bei welchen Themen ist die Expertise der
Radverkehrskoordination nützlich?

Schaffung einer fahrradfreundlichen Infrastruktur

Ein wichtiger Aspekt der Arbeit eines/einer Radverkehrsbeauftragten besteht darin, gemeinsam mit der Leitungsebene Maßnahmen für eine fahrradfreundliche Infrastruktur zu planen und z.B. die Bedarfe in der Belegschaft zu erheben. Dies kann zum Beispiel Vorschläge und Modellrecherchen für die Einrichtung von sicheren Fahrradabstellplätzen, Fahrradgaragen und -schließfächern beinhalten.

Förderung der Mitarbeitermotivation und Gesundheit

Die Radverkehrskoordination spielt auch eine wichtige Rolle bei der Förderung der Mitarbeitermotivation und -gesundheit. Indem sie das Fahrradfahren als umweltfreundliche und gesundheitsfördernde Alternative zum Auto- oder öffentlichen Nahverkehr präsentiert, trägt sie dazu bei, das Bewusstsein für die Vorteile des Fahrradfahrens zu schärfen. Die Radverkehrskoordination kann dazu interne Fahrradkampagnen organisieren, Mitarbeitende zur Teilnahme an Fahrradwettbewerben ermutigen oder sogar Fahrrad-Leasingprogramme initiieren, um den Mitarbeitenden den Zugang zu qualitativ hochwertigen Fahrrädern zu erleichtern. Durch diese Maßnahmen wird nicht nur die Fahrradmobilität im Unternehmen gefördert, sondern auch die Mitarbeitergesundheit und -zufriedenheit gesteigert.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, regelmäßige Fahrradveranstaltungen im Unternehmen zu organisieren, wie zum Beispiel gemeinsame Fahrradtouren oder die Teilnahme an regionalen Fahrradveranstaltungen. Dies stärkt den Teamgeist unter den Mitarbeitenden und fördert die Integration des Fahrradverkehrs in die Unternehmenskultur.

Sensibilisierung und Schulung

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Arbeit einer Radverkehrskoordination in Unternehmen ist die Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er oder sie kann Schulungen und Workshops zum sicheren Fahrradfahren im Straßenverkehr organisieren, Verkehrssicherheitsmaterialien bereitstellen und informative Ressourcen über Fahrradwege und -regeln zur Verfügung stellen. Durch diese Aktivitäten werden die Mitarbeitenden besser für den Fahrradverkehr sensibilisiert und ermutigt, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen.

Welche Kosten verursacht es, die Rolle der Radverkehrskoordination in meinem Unternehmen zu etablieren?

Wenn Sie in Ihrem Unternehmen die Rolle einer Radverkehrskoordination besetzen möchten, müssen Sie dafür niemanden neu einstellen. Optimal ist es, wenn Sie unter Ihren Mitarbeitenden jemanden finden, der oder die sich für die Rolle begeistert.

Wichtig ist, dass Sie die Position stärken, indem Sie ausreichend Kapazitäten zur Verfügung stellen und damit eine gewinnbringende Ausübung der neuen Rolle ermöglichen. Am besten geeignet als Ihre zukünftigen Radverkehrskoordinatoren sind natürlich passionierte Radlerinnen und Radler! Denn wer selbst überzeugt zur Arbeit radelt, hat ein echtes Interesse am Thema und kann dementsprechend überzeugend gegenüber anderen auftreten. Außerdem haben leidenschaftliche Radfahrerinnen und Radfahrer selbst einen guten Blick für Chancen und Herausforderungen rund ums Thema.

Ermöglichen Sie der Radverkehrskoordination am besten, sich im Rahmen der Arbeitszeit der neuen Tätigkeit zu widmen und dadurch mit vollem Einsatz bei der Sache zu sein. Somit würdigen Sie das Engagement ihrer neuen Fahrrad-Mentorin oder Ihrem neuen Fahrrad-Mentor und zeigen, dass Ihrem Unternehmen das Thema auch etwas wert ist.

Tipps zur Umsetzung

Zeitressourcen für Radverkehrskoordinator / Radverkehrskoordinatorin einplanen

Beschäftigte für die Rolle ansprechen, die begeisterte und engagierte Alltagsradfahrende sind: Die Radverkehrskoordination sollte sowohl einen inhaltlichen Bezug zum Thema haben (Nachhaltigkeit, Gesundheit, Facility-Management) als auch radaffin sein

Budget für Tätigkeiten des Radverkehrskoordination einplanen
Weiterbildung einplanen und relevante Weiterbildungsangebote bzw. Informationsveranstaltungen der lokalen Behörden besuchen

Enge Vernetzung von Betriebsleitung, Betriebsrat und Radverkehrskoordination

Falls es in Ihrer Kommune Radverkehrsbeauftragte gibt, können dort nützliche und praktische Tipps zur Ausarbeitung der betriebsinternen Mobilitätsstrategie eingeholt werden

Wie finde ich den passenden Mitarbeiter / die passende Mitarbeiterin für die neue Position?

Hierfür lohnt sich eine Umfrage vorab, etwa über das Intranet oder eine Rundmail, in der Sie nicht nur das Interesse erfragen, sondern auch schon Gelegenheit geben, eigene Ideen einzubringen und die eigene Motivation zu verdeutlichen. Mögliche Fragen sind etwa:

  • Was bewegt Sie, sich für die Position als Radverkehrsbeauftragte / Radverkehrsbeauftragter zu bewerben?
  • Nennen Sie drei aktuelle Herausforderungen, die Sie aktuell im Unternehmen in Bezug auf die Fahrradfreundlichkeit sehen und skizzieren Sie Vorschläge, diese Herausforderungen anzugehen.
  • Was würden Sie unternehmen, um Mitarbeitende, die sich aktuell noch nicht fürs Radfahren auf den täglichen Arbeitswegen begeistern, zu überzeugen?

Welche Formate können angeboten werden?

Im Rahmen der Tätigkeit als Radverkehrskoordinator / Radverkehrskoordinatorin können verschiedene Info- und Aktionsformate genutzt werden, um die Fahrradmobilität unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern und das Bewusstsein für den Fahrradverkehr zu stärken. Im Folgenden werden einige dieser Formate näher erläutert:

1. Radsprechstunde

Die Rad-Sprechstunde bietet den Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Fragen, Anliegen und Ideen rund um das Thema Fahrrad direkt mit der Radverkehrskoordination zu besprechen. Dies kann beispielsweise in Form eines regelmäßigen Sprechstunden-Termins oder auch als offenes Angebot stattfinden. Die Rad-Sprechstunde ermöglicht einen direkten Austausch und fördert die Kommunikation zwischen dem/der Radverkehrsbeauftragten und den Mitarbeitenden.

2. Rad-Rundmail

Die Rad-Rundmail ist ein effektives Kommunikationsinstrument, um die Mitarbeitenden regelmäßig über aktuelle Entwicklungen, Veranstaltungen und Informationen rund um das Thema Fahrrad auf dem Laufenden zu halten. Der Radverkehrskoordinator, bzw. die Radverkehrskoordinatorin kann hier wichtige Neuigkeiten teilen, wie beispielsweise neue Fahrradinfrastruktur, Tipps zur Fahrradwartung oder Hinweise auf Fahrradveranstaltungen.

3. Radtour in der Mittagspause

Eine Radtour in der Mittagspause bietet den Beschäftigten die Möglichkeit, gemeinsam mit dem/der Radverkehrsbeauftragten die Umgebung des Unternehmens zu erkunden und dabei sowohl die Fahrradinfrastruktur als auch schöne Fahrradwege in der Region zu entdecken. Dabei kann ein Zwischenstopp eingelegt werden, um gemeinsam zu essen und sich auszutauschen. Diese Radtouren fördern das Gemeinschaftsgefühl unter den Mitarbeitenden und stärken das Bewusstsein für die Vorteile des Fahrradfahrens.

4. Rad-Informationstage

Ein Rad-Informationstag bietet die Möglichkeit, quartalsweise gezielt über Fahrradthemen zu informieren. Der Radverkehrskoordinator, bzw. die Radverkehrskoordinatorin kann beispielsweise einen Infostand oder eine kleine Ausstellung rund um das Thema Fahrrad organisieren. Dabei können Informationen zu Fahrradwegen, Fahrradverkehrsregeln, Sicherheitstipps und möglichen Fahrradaktionen bereitgestellt werden. Der Rad-Informationstag schafft Aufmerksamkeit und bietet den Mitarbeitenden eine Plattform, um Fragen zu stellen und sich über Fahrradangelegenheiten auszutauschen.

5. Rad-Kummerkasten (fest installiert)

Der Rad-Kummerkasten stellt eine Möglichkeit dar, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Anregungen, Vorschläge oder auch Probleme bezüglich der Fahrradinfrastruktur oder des Fahrradverkehrs anonym mitteilen können. Hierfür wird ein fest installierter Kasten bereitgestellt, in den schriftliche Anliegen eingeworfen werden können. Die Radverkehrskoordination kann regelmäßig den Kummerkasten leeren und die Anliegen bearbeiten. Diese Form des Feedbacks ermöglicht es den Beschäftigten, ihre Anliegen und Bedenken zu äußern und trägt somit zur kontinuierlichen Verbesserung der Fahrradbedingungen im Unternehmen bei.

Durch die Implementierung dieser verschiedenen Formate kann der Radverkehrskoordinator, bzw. die Radverkehrskoordinatorin die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv einbinden, das Bewusstsein für die Fahrradmobilität stärken und somit zur Förderung eines nachhaltigen Verkehrsmittels beitragen. Indem sie fahrradfreundliche Maßnahmen umsetzen und Mitarbeitende dazu ermutigen, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen, leisten Radverkehrskoordinatorinnen und -koordinatoren einen wichtigen Beitrag zur Schaffung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Unternehmenskultur und spielen somit eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung einer besseren und umweltfreundlicheren Zukunft.

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